Pfarrkirche Kirchdorf a. Inn
Patronat: Mariä Himmelfahrt am 15. August
Baulast: Kath. Pfarrkirchenstiftung Kirchdorf a. Inn
Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist eine beachtliche spätgotische Anlage, entstanden um 1500. Die einzige historisch gesicherte Jahreszahl bezieht sich auf das Jahr 1507; sie wurde an der Rückwand des Hauptraumes gefunden. Der Bau der Kirche wurde von der Schiffsleutbruderschaft - dem "Nikolaibund" - vorangetrieben und finanziell unterstützt. Nur so ist zu erklären, dass der damals nur ein paar Gehöfte zählende Weiler Kirchdorf a. Inn zu einer großen und prächtigen Kirche gekommen ist. Die heutige Pfarrkirche wurde wegen ihrer früheren Inn-Nähe als "Zunftkirche" der Schiffleute bezeichnet. Unserem Heimatfluss - dem Inn - haben wir also das Gotteshaus zu verdanken.
Die Architektur ist gebietstypisch und kennzeichnend für die Spätblüte der Gotik: ein auffallend weiträumiges, einschiffiges Langhaus, das nur wenig höher als breit (10,30 zu 9,90 m) ist und mit dem Chor (9,40 zu 8,70 m) eine saalartige Verbindung eingeht. Dadurch entsteht der erhabene Eindruck eines einheitlichen Raumes. Das Langhaus wird gegliedert durch kräftig vorspringende Wandpfeiler, die sich im Gewölbeansatz zu tiefen Schildbögen vereinen. Bemerkenswert sind auch die hierzulande selten anzutreffenden bogigen Rippenfigurationen an den verhältnismäßig flachen Gewölben. Der 45 m hohe Turm schmiegt sich an die Westwand des Schiffes, um mehr als dessen Hälfte nach Süden gerückt, an. 1736 musste der Turm nach einem heftigen Blitzschlag teilweise abgetragen und neu aufgebaut werden.
Der Innenraum des Gotteshauses wirkt durch seine ausgewogenen, harmonischen Raumverhältnisse. Entsprechend dem damaligen Zeitgeist, der sich von einer eher jenseitigen Betrachtungsweise zu einem diesseits geprägten Lebensstil wandelte, wurde die spätgotische Kircheneinrichtung zu Beginn des 17. Jhd. barockisiert. Ausdruck des neuen Lebensgefühls ist der beherrschende stattliche Hochaltar von 1689. Er ist Prunkschrein für das großartige spätgotische Gnadenbild der thronenden Madonna mit dem Jesuskind. Der Altar enthält außerdem Darstellungen der Heiligen Barbara und Katharina (um 1510–20) sowie Figuren des 17. Jhd. Hier ist die Darstellung des Heiligen Nikolaus zu nennen, dem Patron der Inn-Schiffsleute, die über dem Gnadenbild einen zentralen Platz im Hochaltar einnimmt. Die beiden ebenfalls barocken zweisäuligen Seitenaltäre sind, obwohl nicht aus derselben Zeit, als Pendents gearbeitet und stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jhd. Die Pfarrkirche verfügt über etliche bedeutsame Ausstattungsstücke, so den zwölfseitigen gotischen Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche mit Holzdeckel, zwei barocke Figuren des Hl. Josef und der Hl. Maria, einen Gnadenstuhl – Gottvater und Sohn mit dem HL. Geist als Taube – um 1760, zwei volkskundlich interessante Fastentücher von 1625, ein Weihwasserbecken im Eingangsbereich der Chorkapelle aus der Zeit um 1500, die alte Sakristeitür mit reichen spätgotischen Beschlägen aus der Erbauungszeit der Kirche.
In den Jahren 1971 bis 1973 wurde die Kirche grundlegend restauriert und um einen Anbau an der Südseite des Chores erweitert (Chorkapelle), um der nach dem 2. Weltkrieg stark gewachsenen Bevölkerungsentwicklung Rechnung zu tragen. Ausführliche Informationen zur Kirche enthält der Kirchenführer Kirchdorf am Inn; er liegt im Schriftenstand im Eingangsbereich aus.
Blick zum Altarraum Pfarrkirche Kirchdorf a. Inn | Foto: Christoph Strohhammer